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Für den Fußball weit weg von zu Hause?

Von: dpa

Meldung vom 05.03.2012

Ab Klasse 3  

Quiz von Susan Schädlich

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Hamburg (dpa) - Ein kleiner Junge in England mag Fußball. Er ist drei Jahre alt. Er kann richtig gut spielen, finden Leute von einem Club, die nach Talenten suchen. Zwei Jahre später, der Junge ist gerade fünf Jahre alt, nimmt der Club ihn in seine Fußballschule auf. Der Verein will aus ihm einen Star machen.

Joachim Philipkowski denkt an so etwas, wenn er sagt: "Das ist Wahnsinn, was da passiert. Kein Trainer der Welt kann einschätzen, ob ein Kind in diesem Alter wirklich Profi-Fußballer wird." Joachim Philipkowski arbeitet beim FC St. Pauli in Hamburg. Dort leitet er das Leistungszentrum für junge Sportler.

So weit wie in England ist es in Deutschland noch nicht gekommen. Aber auch hier suchen die Vereine immer jüngere Talente. Vom FC St. Pauli wechselt im Sommer zum Beispiel ein 13-jähriger Junge zum VfL Wolfsburg. Seine Eltern und er glauben, dass die Fußball-Schule dort besser ist und er sich deswegen besser entwickeln kann.

"Wir bieten den Spielern hier sehr viel: Die Schule ist direkt neben dem Trainingsplatz", erzählt Fabian Wohlgemuth von der Nachwuchs-Abteilung in Wolfsburg. "Wir haben sogar drei Köchinnen für unsere Spieler." Das ist natürlich toll für den jungen Spieler: Er kickt in Zukunft für einen Bundesliga-Club und trainiert auf bestem Rasen und in tollen Fitnessräumen. Und er hat vielleicht eine nette Mannschaft. Das ist aber nur die eine Seite.

Versetze dich mal in die Lage von einem anderen 13-Jährigen. Er wechselt im Sommer von Berlin nach Hoffenheim in Baden-Württemberg. Für seinen Traum, Fußball-Profi zu werden, zieht er also Hunderte Kilometer weg in einen fremden Ort. Seine Eltern, seine Geschwister und seine Freunde wird er dann nur noch selten sehen. Er muss die Schule wechseln und soll bei einer Gastfamilie wohnen.

"Ich rate jedem Jugendlichen in diesem Alter ab, für den Fußball von zu Hause wegzugehen", sagt der Fachmann vom FC St. Pauli. Der Experte von Wolfsburg widerspricht: "Natürlich können wir nicht die Eltern ersetzen", sagt er. "Aber wenn einer Heimweh hat, bekommt er eine Fahrkarte und darf nach Hause fahren. Meistens haben die Jungs aber gar kein Heimweh, sondern die Eltern müssen hierher kommen, um ihre Kinder zu sehen." Die Vereine wollen die besten Talente natürlich behalten und sie sich nicht wegschnappen lassen. Denn das wäre ärgerlich, wenn der junge Fußballer Jahre später tatsächlich ein Superstar wird.


Wie kommt man zu einem großen Fußball-Club?

Einfach hingehen klappt nicht: Die Trainer der Leistungs-Zentren der Bundesliga-Clubs suchen sich ihre jungen Fußballer selbst aus. Der SC Freiburg arbeitet zum Beispiel mit anderen, kleineren Clubs zusammen. Wenn dort ein Spieler mit besonders großem Talent auffällt, kommen Talent-Späher und beobachten ihn. Es gibt auch große Sichtungs-Trainings. Dazu werden Kinder und Jugendliche eingeladen, um vorzuspielen. Die besten Talente dürfen dann in das Leistungszentrum.

Beim SC Freiburg war Dennis Aogo früher im Leistungszentrum. Er hat es bis zum Nationalspieler geschafft. Thomas Müller kommt aus den Jugend-Mannschaften des FC Bayern München. Lukas Podolski wechselte schon als Kind zum 1. FC Köln.
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