Mitarbeit der Eltern

Albert Hoffmann, Antolin-Herausgeber

Mitarbeit der Eltern bei Antolin ..

Keine Forderung dürfte größere Zustimmung hervorrufen, als die Mitwirkung von Eltern bei der Lese-Erziehung. Ob Kultusministerien in Nord und Süd oder Stiftung Lesen, ob Professoren in Bern oder wissenschaftliche Untersuchungen in Wien, man ist sich unisono einig: die Eltern sind in der Leseförderung sehr willkommen. Ja, Elternhaus und Schule ist per se die Aufgabe zugedacht, beim Lesen – von den ersten Leseversuchen an bis hin zur stabilen Lesefreude – zusammen zu wirken.

Bei der pädagogisch-didaktischen Konzeption von Antolin im Jahre 2000 stand dieser Gedanke ebenfalls im Focus. Antolin ohne die Mitwirkung von Eltern – undenkbar!

Der Prozess des Lesenlernens ist nicht nur komplex, umfangreich und zeitraubend, sondern auch so elementar, dass jeder Lehrer/jede Lehrerin für jegliche Unterstützung dankbar sein wird. Diese kann im familiären als auch im schulischen Umfeld geschehen.

.. in der Familie

Die Familie in ihrer emotionalen Lebenswelt birgt an sich alle Voraussetzungen für einen wohltuenden, anregenden und erfolgreichen Leselernort. Im Idealfall lesen die Eltern selbst Bücher, schätzen sie und machen sie immer wieder zum Mittelpunkt ihrer Gespräche. Durch das persönliche Vorbild binden sie ihre Kinder automatisch in diese literarisch-aufgeschlossene Welt ein – und geben ihnen dadurch so viele Impulse rund ums Buch und Lesen mit, wie es ein Lehrer mit seiner Stundenanzahl, wie hoch sie auch immer ist, nie schaffen kann.

Diese "Lese-Beeinflussung" fängt im Kleinkindalter mit dem gemeinsamen Betrachten von Bilder-, Fühl- oder ... Pop-Up-Büchern an, geht weiter mit dem immer wiederkehrenden Besuch von Büchereien und Buchhandlungen, schließt natürlich auch das Vorlesen in kuscheligen Situationen sowie das immer wieder anregende Gespräch über Bücher, literarische Verfilmungen, Theaterstücke, Webseiten und Nachrichten ein. Letztlich hört dieses Leben mit Büchern nie auf, beinhalten Bücher doch die ganze farbig-kreative Welt mit all ihren Facetten. Wer auf sie zugeht, dem werden sie nie vertrocknender Quell von Lebensfreude sein.

.. in der Schule

In den USA gehören Eltern und Großeltern, die sich in den Grundschulen engagieren, schon lange zum Alltag. Nach dem Takt des Stundenplans erscheinen sie in der meist groß und zentral angelegten Schulbücherei und lesen mit Einzelkindern, in der Regel mit dem gleichen Kind über einen mit dem Lehrer vereinbarten Zeitraum. Einzeltische sind just für diesen Zweck genügend vorhanden.

Lesenlernen hat auch mit Zeit zu tun, mit viel Zeit. Außerdem findet dieses Lesen ohne die Konkurrenz der Mitschüler statt, ohne drohendes Noten-Damoklesschwert. Und siehe da, es funktioniert. Die Eltern erledigen diesen "Job" ehrenamtlich und jede Schule ist ehrgeizig und stolz darauf, möglichst viele dieser Eltern als Mitarbeiter begrüßen zu können.

Auch in Deutschland greift diese Idee in den letzten Jahren, wie man beobachten kann, um sich. Zum Wohle der Kinder, zum Wohle der Lehrerinnen und Lehrer.

Antolin – Bindeglied zwischen Schule und Elternhaus

Antolin verfolgt von Anfang an das Ziel, Schule und Freizeit zu verbinden. Schließlich ist Lesen und Lesen-Können eine Kulturtechnik, die zwar in der Schule erlernt wird, aber für das erfolgreiche, zufrieden stellende "Leben draußen" gedacht ist.


Elternbriefe

Antolin erschien bereits 2001 als Webseite. Einer der Hauptgründe hierfür war, den Eltern via Internet Einblick und Chance auf Mitwirkung rund um Antolin – und damit rund um die Lese-Förderung und -Erziehung zu geben. Antolin bot und bietet den Lehrern und Lehrerinnen Standard-Brief-Entwürfe an, in denen die Eltern explizit gebeten werden, sich in die Leseerziehung einzuschalten: Sie sollten die Arbeit ihres Kindes/ihrer Kinder im Antolin-Portal aufmerksam mitverfolgen, ihre Lese-Leistungen anerkennen, mit Lob nicht sparen, sich über die sichtbaren Erfolge mit ihrem Kind freuen.


Bilderbücher gemeinsam lesen

Manche Lehrer/innen der ersten Klassen empfehlen den Eltern ganz im Sinne von Antolin, mit ihren Kindern Bilderbücher zu betrachten und zu lesen und anschließend gemeinsam mit ihnen die Fragen in Antolin zu beantworten. Erstklässler können bekanntlich in der Regel noch nicht lesen, darum ist diese Hilfestellung, die eine Variante in der Lese-Sozialisation darstellt, durchaus zu begrüßen.


Lese-Fleiß – Eltern helfen mit

Der "Lese-Fleiß" funktioniert nur mithilfe der Eltern. Diese beobachten, wie lange ihr Kind pro Tag liest und teilen dies dem Klassenlehrer mit. Der aktiviert dann den Lese-Fleiß-Spaß in Antolin. Konkret baut sich Woche für Woche – entsprechend der Leseaktivität des Kindes – ein zunächst mageres Bild zu üppiger Schönheit auf, gespickt mit einer Menge von Details.Bilderbücher gemeinsam lesen


Leseliste – Eltern helfen und motivieren

In der "Leseliste" stellt der Lehrer/die Lehrerin eine Liste von Büchern zusammen, die die Schüler in einem bestimmten Zeitraum in Eigenregie lesen und in Antolin bearbeiten sollen. Auch hier ist die Hilfe seitens der Eltern erwünscht. Im Normalfall wird der Schüler nicht alle diese Bücher in der Schulbücherei vorfinden, da gilt es dann, die Stadt- oder Gemeindebücherei aufzusuchen oder sich das Buch von Oma oder Opa zum Geburtstag zum Beispiel schenken zu lassen.


Eltern erstellen Quizfragen

Die Eltern können sich bei Antolin ebenfalls mit Fragesätzen einbringen. Die Erstellung neuer Quizfragen ist eine verantwortungs- und anspruchsvolle Arbeit, für die sich Antolin im Namen von vielen Millionen Schülern bedankt.


Eltern betreuen und unterstützen

So manche Schule, so manche Lehrkraft übergibt den Computerraum bzw. die Betreuung der Schüler am Computer während der Antolinstunde (=freie Lesestunde) in die Obhut von fachlich versierten Eltern, zum Teil auch von pensionierten Lehrerkollegen. Meist befindet sich dieser Fachraum irgendwo im Schulgebäude, in der Regel jedenfalls nicht in der Nähe des Klassenzimmers. Der Lehrer/die Lehrerin wird aber im Klassenzimmer benötigt. Ein "Zweitlehrer" als Computerraum-Betreuer ist sicherlich eine sinnvolle Einrichtung, die der Lehrkraft Unruhe und Stress erspart.

Manchen Schulen gelingt es, Einzelschüler mit Leseproblemen fähigen Eltern – Vorlesepaten – während der Antolin-Stunden – zu übergeben, um mit ihnen in individueller Hilfe zu lesen und die Antolin-Fragensätze zu beantworten.

So manche Klasse versucht ein "eigenes Buch" zu erstellen. Auch das kann anschließend als Fragensatz in Antolin eingestellt werden ("Schulprojekte: Bücher von Schüler/-innen"). So ein Projekt ist meist sehr arbeitsintensiv. Jede Lehrkraft wird sich glücklich schätzen, wenn sie hier auf die Mithilfe von Eltern zählen kann.

In Antolin finden Sie u. a. auch Bücherreihen, die ganz speziell auf das abwechselnde Lesen von Erwachsenem und Kind konzipiert sind. (z. B. "Erst ich ein Stück, dann du", cbj-Verlag)

Sachbücher enthalten oftmals eine riesige, nahezu unüberschaubare Menge an Informationen und Details. In Antolin können solche Bücher ab der 3. Klasse mit der Methode der so genannten "Nachschlage-Fragesätze" bearbeitet werden. Grundschüler, oftmals auch Schüler der 5. und 6. Klassen, sind sehr gefordert, diese Fragensätze alleine zu beantworten. Auch hier bietet sich elterliche Hilfe dringend an.

Lesekompetenz heute

Unstrittig bleibt auch im Zeitalter der digitalen Medien das Lesen eine essenzielle Grundfertigkeit. Nicht zuletzt kann ohne entsprechende Lesekompetenz auch die Mediennutzung nicht gelingen. Die Lesekompetenz ist aber entscheidend für den Schulerfolg eines Kindes. Diese erreicht man am direktesten über Bücher. Je mehr, umso besser. Dank Antolin werden die Leseaktivitäten sichtbar gemacht: für den Schüler selbst, für die Eltern, für den Lehrer. Ein Mittel, das zu weiterer Leseaktivität anregt.

Am Ende ist Lesekompetenz als Ergebnis einer erfolgreichen Lesesozialisation "nicht nur für den Einzelnen von Bedeutung, sondern für die Gesellschaft als Ganzes" (Stiftung Lesen).

Die Verantwortung hierfür liegt bei Schule und Elternhaus.

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