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Proteste gegen Zug mit Atommüll - auch mit Schafen

Von: dpa

Meldung vom 09.11.2010

Ab Klasse 4  

Quiz von Silke Fokken

Quiz wurde 1815-mal bearbeitet.

Bewertung:
Auf den Bahnschienen wimmelte es von Menschen. Dicht an dicht saßen sie auf den Gleisen, bis sie von der Polizei weggetragen wurden. Andere trieben Hunderte Schafe und Ziegen zusammen, um die Straßen zu verstopfen. Viele versperrten die Wege auch mit Traktoren. So sah es Anfang November einige Tage lang im Wendland in Niedersachsen aus. Tausende Menschen waren hier, um sich auf diese Weise gegen den Transport von Atommüll stark zu machen.

Die Leute versuchten einen Zug mit Castor-Behältern, in denen Atommüll von Frankreich ins Wendland rollen sollte, so lange wie möglich aufzuhalten. Und dabei stellten sie einen Rekord auf. Mit ihren Blockade-Aktionen sorgten sie für die längste Verspätung, die so ein Transport je hatte. Er kam rund einen Tag später ans Ziel als geplant. Tausende Polizistinnen und Polizisten waren nötig, um die Strecke immer wieder frei zu räumen. Dabei ging es nicht nur friedlich zu. Einige Demonstrantinnen und Demonstranten gerieten heftig mit der Polizei aneinander, auch weil manche den Schotter unter den Gleisen wegräumen wollten, um den Castor-Zug zu stoppen. Es kam zu Gewalt.

Solche Castor-Transporte gibt es im Wendland seit einigen Jahren immer wieder - und auch Proteste dagegen. Aber dieses Mal fiel der Widerstand besonders stark aus. Bei den Blockade-Aktionen machten viel mehr Leute mit als sonst. Und es gab auch die bisher wohl größte Demo. Zehntausende Menschen beteiligten sich daran. Viele schwenkten gelbe Fahnen mit dem Aufdruck "Atomkraft, nein danke!".

Für den Protest haben die Leute verschiedene Gründe. Atommüll gilt als hochgefährlich. Er sendet radioaktive Strahlen aus, die sehr krank machen können. Deshalb wird er in speziell gesicherten Behältern transportiert und gelagert. Aber einige fürchten, dass trotzdem etwas von der Strahlung nach außen dringen könnte. Dazu kommt: Das Ziel der Castor-Transporte ist ein Zwischenlager im Wendland, in der Nähe von Gorleben. Dort soll der Atommüll, der ursprünglich aus deutschen Kernkraftwerken stammt, erst einmal bleiben - vielleicht auch für immer. Viele fürchten aber, dass der Müll dort nicht sicher genug gelagert werden kann. Und Leute, die in der Nähe wohnen, haben Angst vor der Strahlung.
Andere wollen, dass Atomkraftwerke insgesamt abgeschafft werden. In solchen Anlagen wird Strom erzeugt. Und dabei fällt auch Atommüll an. Viele dieser Leute sind gerade besonders sauer, weil die deutsche Regierung vor Kurzem beschlossen hat, Atomkraftwerke später als geplant abzuschalten.

Gegner und Gegnerinnen der Proteste dagegen sagen: Es bringt nichts, den Castor-Transport zu blockieren. Im Gegenteil: Die Aktion sei sehr teuer. Der Einsatz der Polizei etwa koste mehrere Millionen Euro. Außerdem gebe es nun einmal Atomkraftwerke und den Atommüll, und der müsse erst einmal irgendwo bleiben.


Atomkraft - was dafür und was dagegen spricht

Wenn Atommüll über die Schienen und Straßen rollt, wird auch viel über Strom aus Atomkraftwerken diskutiert.

Wer FÜR Atomkraftwerke ist, meint zum Beispiel:
Wenn man Atomstrom produziert, fällt unter anderem kaum Kohlendioxid an. Das ist ein Gas, das das Klima durcheinanderbringen kann, wenn zu viel davon in die Luft gerät. Dann wird es auf der Erde wärmer. Kohlekraftwerke zum Beispiel stoßen eine Menge Kohlendioxid und andere Schadstoffe aus.

Wenn wir selbst keinen Atomstrom mehr produzieren, müssen wir ihn vielleicht aus anderen Ländern einkaufen. Oder stattdessen andere Kraftwerke bauen. Das wäre auch nicht besser. Und: Die Atomkraftwerke in Deutschland gehören zu den sichersten auf der Welt.

Wer GEGEN Atomkraftwerke ist, meint zum Beispiel:
Die Atomkraft ist nicht sicher. Früher sind schon schreckliche Unfälle passiert. Bei einer Panne kann gefährliche radioaktive Strahlung aus den Kraftwerken die Natur verseuchen und Menschen sehr krank machen.

In Atomkraftwerken fällt Müll an. Auch der strahlt oft noch sehr viele Jahre radioaktiv vor sich hin. Bisher weiß niemand, wo man den Abfall richtig lange, richtig sicher lagern könnte.
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