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"Bücher sind der fliegende Teppich ins Reich der Fantasie" -
Literatur als Ereignis

An der Grundschule Ering bietet Gabriele Wolfer für Schüler/innen der 4. Klasse eine Literatur-AG an. Die Hauptbeschäftigung der Arbeitsgemeinschaft ist natürlich das eigenständige Lesen. Aber im Vordergrund steht für die AG-Gründerin, dass Literatur als etwas Lebendiges, Spannendes erlebt wird in einer Atmosphäre, die losgelöst vom Schulalltag ist.
Gabriele Wolfer ist selbst eine begeisterte Vielleserin. Ihre Liebe zum Buch gibt sie in der Literatur-AG weiter, für die sich spontan 14 Schüler/innen meldeten - überwiegend Mädchen, ein Viertel Jungen. Neben dem eigenständigen Lesen - zu dem natürlich auch das Beantworten der Fragen in Antolin gehört - setzt Gabriele Wolfer vor allem auf Aktionen, die positiven emotionalen Erfahrungen mit Büchern Raum geben.
So stattete die AG beispielsweise einem passionierten Büchersammler im Nachbarort einen Besuch ab. Zu seiner wertvollen Sammlung gehören auch 500 Jahre alte Bibeln und Evangeliarien, zum Teil mit echtem Gold beschlagen. Verständlich, dass dieser Sammler mit echter Leidenschaft über seine Schätze redet. Den Schüler/innen stockte der Atem, als er eine tausend Jahre alte Schriftrolle von zehn Metern Länge entfaltete! Ehrfurcht vor dem Buch und vor der geistigen Leistung jenes Buchschreibers in grauer Vorzeit – hier musste die Pädagogin nicht mit Worten nachhelfen, hier war es die Situation selbst, die den Funken überspringen ließ.
Erlebnisse solcher Art bleiben auf das eigene Lesen nicht ohne Nachwirkung. Zusammen mit den Schülern und Schülerinnen ihrer Arbeitsgruppe schuf Gabriele Wolfer im Schulgebäude ein Leseumfeld, in dem das Lesen als gemütliche Angelegenheit erfahren werden konnte. Auch der Körper soll schließlich den „Wohlfühlcharakter“ verspüren, der vom Lesen ausgehen kann. Es wurden Kissen, Matratzen, Polster, Sitzsäcke mitgebracht und verteilt. Die Lesehaltung – ob sitzend, liegend oder in anderer Form - ist natürlich jedem selbst anheim gestellt. Bücher stehen reichlich zur Auswahl in der gut bestückten Schulbücherei.
Das selbstständige Lesen in der AG wird immer wieder ergänzt durch erlebnisbetonte Aktionen: das gemeinsamen Teetrinken zum Beispiel, für das die Rektorin selbst für die Kinder den Tee bereitet sowie Plätzchen und Kuchen zur Verfügung stellt. Nach dem Genießen der gemeinsamen Pause geht es mit dem Literatur-Programm weiter, jedes Mal ein bisschen anders, jedes Mal spannend und abwechslungsreich:
  • Zu einem Buch wurde ein Plakat als Buchempfehlung für alle Mitschüler/innen entworfen.
  • Im Sommer las die AG immer wieder auch an unterschiedlichen Orten auf dem Schulgelände: im offenen Natur-Klassenzimmer, auf Sitzbänken vor dem Gebäude, im Schatten von Büschen, im schuleigenen Biotop, am Ufer des Schulteichs, auf den Stufen des schuleigenen „Amphietheaters“, auf der Schulwiese .
  • In einer weiteren Sitzung las jedes AG-Mitglied den Mitschülerinnen und Mitschülern des Arbeitskreises die spannendste Stelle des eigenen Lieblingsbuches vor.
  • In einem Minivortrag wurde ein Buch vorgestellt.
  • Immer wieder durften sich die AG-Mitglieder auf „Promi“-Gäste der Region freuen, die eine Geschichte (die in Zusammenarbeit mit Gabriele Wolfer ausgesucht worden war) vorlasen. So gab sich einmal der Raiffeisendirektor die Ehre, ein anderes Mal der Schulamtsdirektor, der Bürgermeister, ein Arzt. "Es ist kein Zufall, dass bei den Vorlesenden das männliche Geschlecht dominiert“, erzählt die Rektorin lächelnd.
  • Die Literatur-AG besuchte auch die Stadtbücherei, schmökerte, fachsimpelte mit der Leiterin, gab Kommentare zu manchen Büchern ab und äußerte Wünsche für weitere Bestellungen.
  • Einmal traf sich die AG in der Orts-Buchhandlung, um dort in einer Leseecke z.B. in die Fantasiewelt von Krümel und Jonathan in Nangijala einzutauchen oder um mit Tim und Struppi in Afrika auf Löwenjagd zu gehen.
  • Dem Zeitungsverlag des nahen Städtchens wurde ein vorher gemeinsam verfasster Artikel über die Literatur-AG übergeben. Doch dabei blieb es nicht: Ausnahmsweise durften die Kinder zusehen, wie ihr Artikel durch die verschiedenen Abteilungen der Zeitung lief, von der Bearbeitung durch den Redakteur bis zum Druck.
Bei so viel Unternehmungsgeist verläuft ein Literatur-Jahr schnell, allzu schnell. Bleibt noch zu erwähnen, dass all diese Aktivitäten durch Antolin, das seit Jahren fester Teil der Schul-Leseerziehung ist, noch mehr Anreiz erfahren. Denn mit Antolin können die Schüler/innen ihre eigenen Lese-Leistungen jederzeit sichtbar machen und Eltern und Verwandten zeigen. Die Kraft für dieses sicherlich auch ein wenig aufwändige Projekt schöpft Gabriele Wolfer aus ihrem Motto: „Bücher sind der fliegende Teppich ins Reich der Fantasie“. Ihre Belohnung ist die positive Erfahrung, die für die Kinder, für deren Eltern, aber auch für sie selbst nur allzu offensichtlich ist. hof
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