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Soldaten: Unsichtbare Wunden werden größer

Von: dpa

Meldung vom 3.12.2013

Ab Klasse 5  

Quiz von Silke Fokken

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München (dpa) - Es gibt einen Angriff: Schüsse fallen. Ein Auto explodiert. Menschen werden verletzt oder sogar getötet. Wenn deutsche Soldatinnen und Soldaten in dem Land Afghanistan im Einsatz sind, erleben sie oft furchtbare Dinge. Und das wirkt sich bei manchen auch dann noch aus, wenn sie längst wieder zurück in Deutschland sind.

Einige Soldatinnen und Soldaten können nach ihrem Einsatz zum Beispiel kaum noch schlafen. Sie haben oft Albträume. Andere reden kaum noch mit ihren Familien oder Freundinnen oder Freunden. Sie kapseln sich ab und sind oft traurig. Oder sie haben plötzlich vor harmlosen Dingen Angst. Es sind Zeichen dafür, dass ihre Seele verletzt ist. Die Bundeswehr spricht von "unsichtbaren Wunden".

Davon sind längst nicht alle deutschen Soldatinnen und Soldaten betroffen. Es werden aber immer mehr. Zumindest lassen sich immer mehr deswegen von einem Arzt oder einer Ärztin behandeln. Das haben Fachleute bei einer Studie herausgefunden, die sie Ende November vorstellten. Wie viele Soldatinnen und Soldaten wirklich leiden, weiß allerdings niemand ganz genau. Denn man kann den Menschen ihre "unsichtbaren Wunden" nicht sofort ansehen. Und viele reden nicht so gerne darüber.

Eine Verletzung am Bein oder Arm sei einfacher zu behandeln. "So etwas kann man nicht so einfach verstecken", sagt der Arzt Helge Höllmer. Er arbeitet in einem Krankenhaus der Bundeswehr in Hamburg. Zu ihm kommen viele Soldatinnen und Soldaten, die in Afghanistan waren. Und die nicht vergessen können, was sie dort erlebt haben.

Die Soldatinnen und Soldaten haben beim Auslands-Einsatz etwa Angriffe aus dem Hinterhalt mitbekommen. "Sie wurden zum Beispiel verletzt. Manchmal müssen sie zur Waffe greifen, obwohl sie gar nicht wissen, wer gerade auf sie schießt", sagt Helge Höllmer.

Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr helfen seit vielen Jahren, Afghanistan aufzubauen und sicherer zu machen - zusammen mit Armeen aus anderen Ländern. Doch das ist nicht einfach. Denn in Afghanistan gibt es oft Kämpfe und Anschläge. Helge Höllmer bekommt viele Dinge erzählt, die für die Soldatinnen und Soldaten ein Schock sind. Nicht immer sind das Erlebnisse, in denen es um Kämpfe geht. "Viele Soldaten sehen zum Beispiel Kinder, die in Not sind. Dass sie trotzdem nicht immer helfen können, ist für sie oft sehr belastend", sagt der Experte.

Die Probleme mit einem guten Freund oder der Familie zu besprechen, hilft den meisten leider nicht, berichtet er. "Sie können darüber besser mit Fachleuten sprechen, die sich mit solchen Problemen auskennen." Manche Soldatinnen und Soldaten tragen ihre Sorgen aber sehr lange mit sich herum, bevor sie sich bei einem Arzt oder einer Ärztin Hilfe suchen. Wenn sie dazu den Mut finden, können ihnen die Fachleute oft helfen, damit die "unsichtbaren Wunden" nach und nach heilen.

Wo die Bundeswehr im Einsatz ist

München/Potsdam (dpa) - Oft wird über ein bestimmtes Land gesprochen, wenn von deutschen Soldatinnen und Soldaten im Ausland die Rede ist: über Afghanistan. Das Land liegt in Asien. Dort sind schon seit einigen Jahren Soldatinnen und Soldaten aus vielen Ländern stationiert. Auch aus Deutschland.

Deutsche Soldatinnen und Soldaten sind aber auch noch woanders im Einsatz. Zum Beispiel in dem Land Türkei. Dort sollen sie zusammen mit Armeen aus anderen Ländern die Grenzen sichern. In dem Land Mali in Afrika dagegen bilden Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr Soldaten der malischen Armee aus. Am Horn von Afrika sollen Marine-Soldatinnen und -Soldaten Schiffe vor Piraten schützen.

Solche Marine-Soldatinnen und Marine-Soldaten sind auch in der Nähe des Libanon. Sie setzen sich dafür ein, dass dort nicht mit Waffen geschmuggelt wird. Insgesamt sind es gerade mehr als 5000 Soldatinnen und Soldaten, die mit der Bundeswehr im Ausland sind.
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