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Chinesischer Reporter zum Tag der Pressefreiheit: "Wir sind nicht frei"

Von: dpa

Meldung vom 7. Mai 2012

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Peking (dpa) - Journalisten und Journalistinnen werden verhaftet, einige sogar getötet: In vielen Ländern der Welt werden Berichterstatter und Berichterstatterinnen mit Gewalt und Terror unter Druck gesetzt und mit Strafen belegt. Daran erinnert jedes Jahr im Mai der Tag der Pressefreiheit. Die Generalversammlung der Vereinten Nationen, einem Zusammenschluss von 193 Ländern, hat ihn 1993 ausgerufen - für den 3. Mai. Der Tag erinnert auch an eine Erklärung zur Pressefreiheit, die 1991 in Namibias Hauptstadt Windhuk verabschiedet wurde.

Ein Land, in dem Reporter und Reporterinnen es nicht leicht haben, ist China. Es wird allein von der Kommunistischen Partei beherrscht. Eine oppositionelle, also gegnerische Partei gibt es dort nicht. Medienleute dürfen zum Beispiel nicht die Politiker und Politikerinnen der Regierung kritisieren, und sie müssen den Anweisungen der Propaganda-Behörde folgen. Diese soll die politischen Ideen der kommunistischen Regierung verbreiten. Über die Einschränkungen können Leute noch nicht einmal offen reden, weil sie sonst Strafen befürchten müssen. Ein Journalist des chinesischen Staats-Fernsehens sprach trotzdem mit der dpa. Wie er heißt, möchte er aber nicht verraten.

Wie ist es, Journalist in China zu sein?
Reporter: "Wir sind nicht frei. Wir können nicht jedes Thema aussuchen. Über manche Dinge können wir nicht berichten. Mein Redakteur sagt mir direkt, welche Themen ich aussuchen kann und welche nicht. Der wahre Chef dahinter ist die Propaganda-Abteilung des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Chinas. Die regierende Partei entscheidet, worüber in den Nachrichten berichtet wird."

Über welche Themen kann nicht berichtet werden?
Reporter: "Normalerweise können keine schlechten Geschichten berichtet werden. Der Anteil der schlechten Nachrichten an den Gesamt-Nachrichten wird ganz gering gehalten. Und: Du kannst eine Geschichte nicht machen, wie du willst. Es gibt bestimmte Bedingungen, wie die Geschichte sein soll. Bei großen Unfällen haben wir zum Beispiel die Situation vor Ort geschildert. Und dann zwei, drei Tage später mussten wir berichten, wie sich die Behörden bei den Hilfsarbeiten bemühen. Wir konnten aber nicht berichten, wenn es unzufriedene Stimmen von Opfern gab."

Was passiert, wenn man sich nicht an Vorgaben hält und berichtet?
Reporter: "Das ist gar nicht möglich, weil die Geschichte nicht durch die Prüfung des Redakteurs kommt, der sie senden soll. Zeitungen sind etwas freier, wenn sie Geschichten veröffentlichen. Aber du kannst deinen Arbeitsplatz verlieren, wenn etwas Heikles berichtet wird."
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