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Torwart im Rollstuhl: Gemeinsam lernen

Von: dpa

Meldung vom 22.06.2011

Ab Klasse 5  

Quiz von Silke Fokken

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Berlin (dpa) - Wer kennt ein Mädchen, das blind ist? Oder hat einen Freund, der im Rollstuhl sitzt? In Deutschland sind das eher wenige Schülerinnen und Schüler. Das hat auch damit zu tun, dass Kinder mit und ohne Behinderung bei uns meist in getrennte Schulen gehen. Das soll sich in Zukunft ändern, hat die Bundesregierung Mitte Juni 2011 festgelegt. Sie stellte einen Plan auf, wie sie behinderten Menschen in Deutschland das Leben erleichtern kann.

Die Politikerinnen und Politiker wollen damit erreichen, dass diese Menschen trotz Rollstuhl, Blindheit oder auch geistiger Behinderung möglichst so wie alle anderen Leute auch leben können. Zu der Abmachung gehört deshalb unter anderem, dass Mädchen und Jungen mit und ohne Behinderung bald viel öfter zusammen in einem Klassenzimmer sitzen und gemeinsam lernen sollen.

Für dieses Ziel müssen auch die Politiker und Politikerinnen in den Bundesländern mitmachen, weil sie über die Schulen bestimmen. Sie sollen sich nun in den kommenden Monaten mit dem Thema beschäftigen. Unter Fachleuten wird schon lange darüber gestritten. Manche meinen: Schülerinnen und Schüler mit einer Behinderung sind besser in Schulen aufgehoben, die extra für sie eingerichtet wurden. Die Lehrerinnen und Lehrer könnten sich dort besser um sie kümmern.

Andere dagegen finden: Dadurch werden behinderte Kinder ausgegrenzt. Wenn alle zusammen in eine Schule gehen, können sie viel voneinander lernen. Schülerinnen und Schüler, die keine Behinderung haben, lernen unter anderem Rücksicht zu nehmen und anderen zu helfen. In einigen Schulen in Deutschland ist es längst so, dass Kinder mit und ohne Behinderung gemeinsam unterrichtet werden.


Eine Schule für alle
Ein Fußballspiel im Sportunterricht: Die Schülerinnen und Schüler jagen dem Ball hinterher. Weil ein Junge nicht mit über das Feld laufen kann, macht er den Torwart und fängt Schüsse ab. Der Junge sitzt im Rollstuhl. Wenn die Bälle weit in die Ecken fliegen, hilft sein Betreuer ihm, seinen Rollstuhl zu bewegen.

Solche und ähnliche Szenen sind an der Wichernschule in Düsseldorf nichts Besonderes. Denn unter den rund 200 Grundschülern und -schülerinnen sind auch viele Jungen und Mädchen, die "mehr Unterstützung brauchen als andere Kinder". So drückt es die Schulleiterin Andrea Laferi aus.

Dazu zählen neben Schülerinnen und Schülern im Rollstuhl auch Kinder, die Schwierigkeiten haben, sich etwas zu merken. Und Kinder, die besonders schnell wütend werden oder sich nicht an Regeln halten können. Auch Kinder mit Autismus gehen auf die Schule. Ihnen fällt es schwer, mit anderen Menschen umzugehen.

Trotzdem soll an der Schule alles so normal wie möglich ablaufen. Nur wenn man genauer hinschaut, fällt es auf, dass die Schule besonders ist, erzählt die Schulleiterin. An den Treppenstufen führen für die Kinder im Rollstuhl auch Rampen nach oben. Für sie gibt es auch besondere Toiletten, die größer sind und deren Tür sich per Knopfdruck öffnen lässt.

Außerdem laufen durch die Schule neben den Lehrerinnen und Lehrern auch noch andere Erwachsene. Sie helfen zum Beispiel einem Kind, das im Rollstuhl sitzt. Es hat einen extrem zerbrechlichen und kleinen Körper, erzählt die Schulleiterin. Mit seinen kurzen Armen kommt es allein nicht an die Bücher im Tornister heran. Doch die Düsseldorfer Schule hat sich zum Ziel gesetzt, auf jedes Kind speziell einzugehen: "Wir versuchen zu zeigen, dass es normal ist, unterschiedlich zu sein."
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